In welcher Beziehung stehen XTrasse/XBreitband zu XPlanung/XBau?
XTrasse/XBreitband sind Erweiterungen der beiden "etablierten" Standards XPlanung/XBau. Ursprünglich angeschoben wurde diese Entwicklung ab 2019 im Rahmen der Umsetzung der OZG-Leistung Breitbandausbau: Auf der Basis von XBau und dessen Anwendungsfällen im Hochbau sollte XBreitband als Nachrichtenstandard für die Verfahren zur Verlegung von Glasfaserleitungen in öffentlichen Wegen entwickelt werden. Pläne, die den Verlauf der geplanten Trassen abbilden, sollten auf einem verbindlichen Datenstandard basieren und in XTrasseGML eingereicht werden können, analog zu XPlanung und XPlanGML in der Bauleitplanung.
Die erste Entwicklungsphase der neuen Standards folgte dem durch die etablierten Standards gesetzten Rahmen. Im ersten Schritt wurde die bestehende Bedarfsbeschreibung "Austauschstandards im Bau- und Planungsbereich" für den Anwendungsfall Breitbandausbau erweitert. Die Überführung der fachlichen Anforderung in Datenstrukturen erfolgte auf Grundlage der beiden UML-Datenmodelle von XPlanung und XBau, ebenso wie die technische Erzeugung der Standard-Artefakte. Erfahrungen mit XBau und XPlanung helfen insofern bei der Einarbeitung in die neuen Standards, z.B. bezüglich der Darstellung der Objektklassen des Modells in einem Objektartenkatalog (XPlanung) oder der "Verschachtelung" von Datentypen in einer XÖV-Spezifikation (XBau).
Bei der Ausarbeitung der Inhalte der Datenmodelle stieß das Erweiterungskonzept jedoch an Grenzen, denn die abzubildenden Gegenstände, gesetzliche Rahmenbedingungen und Akteurskontexte sind jeweils sehr unterschiedlich. Ein Planwerk in XPlanGML wird z.B. von bzw. im Auftrag einer Gebietskörperschaft erstellt, ein Trassenplan dagegen von einem privatwirtschaftlich agierenden Leitungsunternehmen. Ersterer muss präzise gesetzliche Vorgaben umsetzen und die Inhalte gelten verbindlich für einen vergleichsweise langen Zeitraum, was auf den Trassenplan nicht zutrifft.
Sieht man vom Entstehungskontext ab, sind XTrasse/XBreitband neue, unabhängig von XPlanung/XBau existierende Standards.
Was ist XTrasse?
XTrasse ist ein Datenstandard für die Modellierung von Leitungsnetzen. Als Datenaustauschformat unterstützt XTrasse den verlustfreien Transfer von Leitungsplänen zwischen unterschiedlichen IT-Systemen sowie deren internetgestützte Bereitstellung. Der Standard ermöglicht somit den Austausch von vollvektoriellen georeferenzierten Planwerken zwischen Leitungsnetzbetreibern und der Verwaltung im Rahmen von Genehmigungsverfahren sowie die Bereitstellung von Informationen über den Ausbau von Leitungsnetzen.
XTrasseGML wird in der Datenbeschreibungssprache UML mit der Zielsetzung modelliert, die in den relevanten gesetzlichen Grundlagen vorgegebenen Inhalte der Leitungs-/Trassenpläne zu formalisieren und auf vorgegebene Objektklassen abzubilden. Aus dem XTrasse Anwendungsschema in UML werden XML-Schema-Dateien erzeugt, gegen die XTrasseGML-konforme Pläne valide (gültig) sein müssen.
Was ist XBreitband?
XBreitband ist der Standard für die Datenkommunikation von Antragsstellern und Genehmigungsbehörden im Kontext des Breitbandausbaus. Er definiert die Strukturen und Inhalte aller Nachrichten, die erforderlich sind, um die Prozesse in den jeweiligen Verfahren von der Antragstellung bis zum Bescheid abzubilden. Dabei handelt es sich um eine Maschine-zu-Maschine-Kommunikation zwischen Fachanwendungen bzw. Online-Plattformen der beteiligten Akteure.
Zweck der Standardisierung ist der verlustfreie Austausch zwischen unterschiedlichen IT-Systemen und Anwendungen in einem maschinenlesbaren und herstellerunabhängigen Datenformat. Dies ermöglicht die Vereinfachung und Beschleunigung der Verfahren wie auch die Automatisierung bestimmter Prüfungen und Abläufe.
Neben den Zustimmungs- und Genehmigungsverfahren (nach Telekommunikationsgesetz, Straßen- und Wegegesetzen der Länder, Straßenverkehrsordnung) sind ebenso Informationsübermittlungsprozesse (Anzeigen, Beteiligung, Benachrichtigungen) in XBreitband abgebildet.
In welchem Verhältnis stehen XBreitband und XTrasse?
Das Verhältnis von XBreitband und XTrasse ist anders strukturiert als das von XBau und XPlanung. Letztere besitzen im Wesentlichen nur eine Schnittmenge, wenn sich aus geltendem Planungsrecht Vorgaben für das Baugenehmigungsverfahren ergeben. Die neuen Standards stehen dagegen in einer weitaus direkteren Beziehung. Dies betrifft zum einen die gleichzeitige Nutzung der Standards, denn ohne einen Trassenplan ist eine Antragsnachricht für den Breitbandausbau in der Regel nicht vollständig. Zum anderen besitzen beide Standards inhaltliche Schnittmengen bzw. Gemeinsamkeiten. Bestimmte Attribute einer Trasse lassen sich mit XTrasse und XBreitband beschreiben; die Georeferenzierung ist nicht auf XTrasse begrenzt, auch XBreitband-Nachrichten können georeferenzierte Lagedaten einer Trasse übermitteln.
Diese Redundanz soll unterschiedliche Anwendungskonzepte ermöglichen, die auf den Workflows und Bedarfen der jeweiligen NutzerInnen basieren. Online-Plattformen und Fachverfahren können eigene Lösungen für das Zusammenspiel der Darstellung von Informationen in formularartigen Nachrichten und georeferenzierten Karten entwickeln.
Die wechselseitige Abhängigkeit der beiden Standards gilt allerdings nur für den zentralen Anwendungsfall der Verlegung von TK-Linien. Ein Antrag auf eine Verkehrsrechtliche Anordnung benötigt dagegen keinen Trassenplan, sondern einen vordefinierten oder überarbeiteten Regelplan zur Verkehrsführung auf der Baustelle. Eine Anfrage zur Leitungsauskunft besitzt nur wenige georeferenzierte Angaben, die sich leicht in eine XBreitband-Nachricht integrieren lassen. Zudem kommen in XTrasse neue Anwendungsfälle wie das Planfeststellungsverfahren hinzu, das keinen Bezug zum Breitbandausbau besitzt. Letztlich kommt es also auf den Anwendungsfall an.