XTrasse 2.0 modelliert vier Anwendungsfälle:
- Breitbandausbau: Trassenplanungen für den Ausbau von Glasfasernetzen lassen sich von der überörtlichen Konzeption bis zur Detailtiefe der Zustimmungsverfahren nach TKG abbilden in Bezug auf deren räumlichen Lage, die Spezifizierung der Trasse (inkl. ihrer punktförmigen Infrastrukturkomponenten) sowie prüfungsrelevante Informationen zur Bauausführung. Darüber hinaus können Bestandsleitungen aller Leitungssparten erfasst werden.
- Planfeststellung: Ausbauplanungen der (trassenförmigen) Energieinfrastruktur können für die dem abschließenden Antrag auf Planfeststellung vorausgehenden Planungsstufen erstellt werden, beginnend an der Schnittstelle zur Raumverträglichkeitsprüfung. Erfasst werden der räumliche Verlauf der geplanten Trassen, Attribute der Leitungen und Infrastrukturkomponenten, die Bauausführung sowie Anschlusspunkte und Leitungen im Bestand.
- Bestandsplan: Leitungspläne im Bestand lassen sich separat abbilden. Sie dienen zukünftig auch als Grundlage für die Erstellung von 3D-Leitungsmodellen.
- Infrastrukturatlas: Datenlieferungen für den von der Bundesnetzagentur betreuten Infrastrukturatlas können im Datenformat XTrasseGML erfolgen.
Für die Abbildung der Anwendungsfälle in XTrasse 2.0 konnte an die Grundstruktur des Datenmodells von XPlanung angeknüpft werden: In einem modularen Aufbau repräsentieren jeweils "Pakete" die verschiedenen Anwendungsfälle wie BPlan und FPlan; die Pakete sind eine Zusammenfassung von Plan- und Objektklassen; die Nutzung der einzelnen Objektklassen ist nicht auf die jeweilige Planklasse beschränkt, z.B. lassen sich BPlan-Objekte im FPlan verwenden (s. auch Einführung in das UML-Modell XPlanung).
Die folgende Abbildung zeigt die Pakete von XTrasse 2.0:
Vervollständigt wird das Modell durch die Pakete "Basisklassen" und "ISO 19136 GML", die mit den Anwendungspaketen über Relationen verknüpft sind. Über die Basisklassen werden u.a. Attribute (von XP_Plan und XP_Objekt) definiert, die an Plan- und Fachobjektklassen vererbt werden. Grundlegend ist ebenso die Einbindung des GML-Anwendungsschemas. Auf dieser Grundlage werden die Objektklassen zu GML-Features (Feature types und Data types).
Innerhalb der Pakete sind unter "Basisobjekte" die Plan- und Objektklassen über eine Assoziation miteinander verbunden: jede Objektklasse muss auf einen Plan referenzieren, ein Plan kann beliebig viele Objekte enthalten. Dies ist in der Form modelliert, dass - wie bei XPlanung - die BST_Ojektklassen in allen Planklassen ("BRA_Ausbauplan", "PFS_Plan") genutzt werden können, um den Bestand an Leitungen und punktförmigen Infrastrukturen auch in den Planungen für den Breitbandausbau und die Planfeststellungen abbilden zu können. Sichtbar wird dies im folgenden Diagramm durch die Assoziation zwischen BST_Objekt und XP_NetzPlan (XP_NetzPlan vererbt die BST_Objekte sowohl an BST_NetzPlan als auch in den anderen Paketen an die jeweilige Planklasse).
Anders als bei XPlanung bezieht sich in den Paketen Breitbandausbau, Planfeststellung und Infrastrukturatlas die Assoziation der Fachobjekte nur auf jeweilige Planklasse. Die BRA-Fachobjekte können dementsprechend nicht für die Generierung eins PFS-Plans genutzt werden, da dies aus fachlicher Sicht nicht sinnvoll bzw. notwendig ist. Dafür lassen sich diese Anwendungspakete unabhängig voneinander weiterentwickeln.
Zur Ausdifferenzierung der Pakete gehört die Definition der Geometrietypen der Fachobjekte. Die Oberklassen werden in "Basisobjekte" festgelegt und an die Fachobjekte vererbt, die in Linien-, Punkt- und Flächenobjekte aufgeteilt sind. Wie in der obenstehenden Grafik sichtbar werden die Bestandsobjekte über Multilinien ("GM_Multicurve") und Multipunkte ("GM_MultiPoint") erfasst, u.a. um die übergreifende Zuweisung von Attributen zu ermöglichen. Dagegen dürfen die geplanten BRA_ und PFS_Linienobjekte nur aus einfachen Linien (mit Anfangs- und Endpunkt) konstruiert werden, analog dazu die Punktobjekte nur als einfach Punkte ("GM_Point"). Dementsprechend müssen jedem einzelnen Objekt Attribute zugewiesen werden.
Die Modellierung der Linienobjekte im Breitbandausbau folgt zwei verschiedenen Ansätzen: Zum einen sollen unter dem Oberbegriff "Trasse" die Baumaßnahme und die damit verbundenen Eingriffe in die Wegeinfrastruktur erfasst werden. Zum anderen soll die Möglichkeit bestehen, die neu verlegte Infrastruktur als verschachteltes "Rohrsystem" (bestehend aus Schutzrohren, Mikrorohren und Kabeln) zu beschreiben. Telekommunikationsunternehmen könnten damit Daten, die im GIS-/CAD-System schon verfügbar sind, auch in XTrasseGML weiter geben. Dies ist zwar für Zustimmungsverfahren im Breitbandausbau nicht verpflichtend, könnte aber z.B. für den Zweck der Mitnutzung durch andere TK-Unternehmen sinnvoll sein.
Die differenzierte Erfassung einer Baumaßnahme hat zur Folge, dass die Trasse in Abschnitte zerlegt wird (BRA_BreitbandtrasseAbschnitt). Im Unterschied dazu kann das Rohrsystem durchgängig in der Trasse verbaut werden. Daher sind auf Modellebene Trasse und Schutzrohr nicht miteinander verbunden. Der Standard legt nur als Konformitätsbedingung fest: "In einem BRA_Ausbauplan wird der räumliche Verlauf der Schutzrohre durch den Verlauf der BRA_BreitbandtrasseAbschnitte vorgegeben".
Die BRA-Punktobjekte umfassen ebenso Infrastrukturen und die Baumaßnahme in Form der BRA_Baugrube.
Die UML-Grafiken und die detaillierte Auflistung der Objekte mit allen (vererbten) Attributen sind im Objekartenkatalog verfügbar. Für eine eingehende Prüfung empfiehlt sich ein Download des Katalogs, da dieses Paket eine übersichtlichere Darstellung ermöglicht.